Leading House für Design und Transformation in Deutschland

1993 gaben Johannes Plass und Heinrich Paravicini zusammen mit anderen Mitgliedern an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel eine Designzeitschrift - MUTABOR - heraus. Fünf Jahre später, 1998, gründeten sie das gleichnamige Designbüro. Das lateinische Wort "MUTABOR", das ein Zauberwort aus dem Märchen Kalif Storch ist und "Ich werde mich verändern" bedeutet, ist inzwischen zum Motto des Unternehmens geworden.

Heute gehört MUTABOR mit Sitz in Hamburg und München seit zehn Jahren zu den drei größten unabhängigen Designunternehmen in Deutschland. Im Horizont-Ranking der kreativsten Dienstleister und Agenturen der letzten 10 Jahre in Deutschland ist MUTABOR das einzige Designunternehmen unter den Top 20. Mit einem interdisziplinären Team von über 145 Mitarbeitern arbeitet MUTABOR in fünf Units: Identität, Strategie, Erlebnis, Architektur und Technologie. Stets mit dem Anspruch, menschenzentriert und zukunftsorientiert zu denken und dabei einen hohen kreativen Anspruch und handwerkliche Perfektion zu verfolgen, engagiert sich MUTABOR in Projekten auf der ganzen Welt. Zu den Kunden zählen Audi, Bahlsen, Clariant, Daimler, DFL, Faber-Castell, Hyperloop TT, KNF, Merck, Vodafone und Volkswagen, um nur einige zu nennen. Ihre ganzheitlichen Transformationsprozesse bringen nationale und internationale Unternehmen auf die nächste Stufe und setzen neue Maßstäbe im digitalen Branding und bei digitalen Designlösungen.

Interview mit Heinrich Paravicini

Interview geführt von Package&Design Magazine Im Laufe der Jahre haben die Designarbeiten von MUTABOR mehr als 500 Designpreise gewonnen. Darunter auch die des iF DESIGN AWARD 2020. MUTABOR gewann 7 Auszeichnungen, darunter 2 Mal den iF DESIGN AWARD 2020 Gold. Package & Design führte ein exklusives Interview mit Heinrich Paravicini, Chief Creative Officer und Miteigentümer von MUTABOR, und wählte einige außergewöhnliche Designarbeiten von MUTABOR aus.

Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu den 7 Projekten von MUTABOR, die in diesem Jahr mit dem iF DESIGN AWARD ausgezeichnet wurden, darunter 2, die den iF DESIGN AWARD 2020 Gold gewonnen haben. " FishAct - Stop Overfishing " - 30 Fische, jedes Jahr verschwindet ein Fisch - bitte sprechen Sie über das kreative Konzept hinter dieser mit Gold ausgezeichneten Arbeit. Haben Sie während des Entwicklungsprozesses dieses Projekts darüber nachgedacht, wie Designagenturen ihre soziale Verantwortung für eine ökologisch nachhaltige Entwicklung wahrnehmen sollten?

Die andere mit iF Gold ausgezeichnete Arbeit ist das Buchdesign für , einen analogen Techno-Musikclub. Das Konzept dieser Arbeit ist sehr speziell - mit einem abspielbaren Vinyl-Cover. Wie kam es zu dieser Idee? Was war die größte Herausforderung und der interessanteste Teil dieses Projekts?

HP: Die Idee entstand während einer Brainstorming-Sitzung mit den Club-Mitarbeitern. Ursprünglich wollten sie nur etwas Besonderes für ihr 5-jähriges Jubiläum haben. Und dann kamen wir auf analoge Musik - und analoge Medien. Das hat uns auf die Buchidee gebracht. Und schließlich fragten wir uns: Wie wäre es, wenn wir ein Buch entwerfen könnten, das man auf einem Plattenspieler abspielen kann - und dabei echte analoge Musik macht? Die größte Herausforderung war die Produktion des Buches - und am Ende hat es ziemlich gut geklappt.

Im Horizont-Ranking der kreativsten Dienstleister und Agenturen in Deutschland der letzten 10 Jahre ist MUTABOR als einziges Designunternehmen unter den Top 20. Welche vorteilhaften Eigenschaften hat MUTABOR Ihrer Meinung nach, um dies erreichen zu können?

HP: Wir haben immer daran geglaubt, dass wir uns nur durch hervorragende Leistungen von der Masse abheben können. Selbst als wir noch ein Team von 5 Personen waren, haben wir uns für Preise beworben, weil wir der Gemeinschaft zeigen wollten, was wir können. Daran hat sich nichts geändert - auch nicht, nachdem wir gewachsen sind und unsere Kompetenzen in vielen Bereichen des Designs erweitert haben. Außergewöhnliche Qualität ist für uns der Schlüssel und auch die größte Motivation für unser Team. Der Beweis: Jedes Projekt, das wir in den letzten Jahren bei den iF- und Red Dot-Wettbewerben eingereicht haben, wurde ausgezeichnet - egal ob es sich um ein Logo, eine Website, einen Geschäftsbericht oder eine Messe handelte.

Mit 145 Mitarbeitern an den Standorten Hamburg und München arbeitet MUTABOR in fünf Units: Identität, Strategie, Erlebnis, Architektur und Technologie. Wie arbeiten die fünf Units in der Regel zusammen, wenn sie ein neues Projekt übernehmen?

HP: Dafür gibt es keine bestimmte Regel. Manche Projekte bleiben in den jeweiligen Abteilungen, weil es einfach zum Auftrag des Kunden passt. Wenn ein Kunde nur einen Geschäftsbericht, ein Ladendesign oder eine App möchte, liefern wir nur das. Andere Projekte entsprechen unserer Philosophie der Interdisziplinarität und haben einen ganzheitlicheren Ansatz. Gerade in den beiden Hauptgeschäftsfeldern "Corporate Identity" und "Messe- & Eventdesign" arbeiten wir in größeren Teams und führen unsere Kompetenzen aus den verschiedenen Bereichen zusammen, um einen ganzheitlichen und medienübergreifenden Output zu erreichen. Wir können wirklich sagen, dass wir heute in der Lage sind, 360-Grad-Design- und Kommunikationsprojekte zu liefern.

Unter der Leitung der beiden Gründer führt ein 12-köpfiges Managementteam die MUTABOR-Einheiten und -Abteilungen. Können Sie uns etwas über die Struktur und die Aufgaben des MUTABOR-Managementteams erzählen?

HP: Das ist ganz einfach: Jede Einheit wird von einem Duo aus einem kreativen und einem kaufmännischen Leiter geführt - das macht schon 10. Und dann gibt es noch unseren CFO und unseren Head of New Business. Damit haben wir 12 - und vor allem sind das alles großartige Menschen, die den gleichen MUTABOR-Spirit teilen.

MUTABOR arbeitet in 13 Ländern. Hat MUTABOR Büros in Übersee? Wenn nicht, wie führen Sie Ihre Arbeit international durch? Hat MUTABOR viele chinesische Kunden? Bitte sprechen Sie über Ihre Erfahrungen mit chinesischen Kunden und Ihre Meinung zur Kreativbranche in China.

HP: Bis jetzt haben wir keine ausländischen Büros eröffnet, weil wir mit mehreren Partnern zusammenarbeiten. Aber gerade in China sehen wir große Chancen für uns - da wir bereits zwei chinesische Kunden haben - und wir beschäftigen einige großartige chinesische Kollegen, die gerne weitere Brücken nach China bauen möchten. Aus heutiger Sicht ist es ein realistisches Szenario, in naher Zukunft ein Büro in China zu eröffnen. Unsere chinesischen Kunden sind VIVO, das Mobiltelefonunternehmen, und IMEX, ein Hersteller von Sanitärartikeln. Beide sind großartige Kunden, und wir haben sehr gute Erfahrungen mit ihnen gemacht. Natürlich gibt es eine Sprachbarriere, aber da wir einige chinesische Muttersprachler in unserem Team haben, haben wir keine Probleme, das Projekt wie geplant durchzuführen und abzuliefern. Und natürlich haben wir jedes Jahr Projekte in China für deutsche Unternehmen wie Volkswagen, Audi und BOSCH. Ich habe großen Respekt vor der kreativen Industrie in China - und es ist immer wieder inspirierend, zusammenzuarbeiten und unsere europäische (deutsche) Design-Mentalität zu teilen und mehr über die chinesische Kultur zu lernen.

Im Laufe der Jahre hat MUTABOR neue Standards im digitalen Branding und mit digitalen Designlösungen gesetzt. Können Sie uns sagen, welche Art von Standards Sie gesetzt haben?

HP: Bisher haben wir zwei Hauptlösungen für das digitale Branding entwickelt - eine ist eine Software für das Brand Asset Management, die kleinen und mittleren Unternehmen hilft, ihre Marken zu steuern und allen Partnern Zugang und einen optimalen Überblick über alle Markendesign-Aktivitäten zu geben. Die andere ist ein maßgeschneidertes Lösungspaket, das wir für große Unternehmen entwickeln. Auch hier arbeiten wir mit KI-gesteuerten Generatoren, die komplexe Designprozesse für alle Partner im Netzwerk leicht handhabbar machen. Das erste Hauptprojekt mit diesen Features wird im Sommer 2020 für ein international führendes Gesundheits- und Pharmaunternehmen live gehen.

MUTABOR hat im März dieses Jahres eine "Master Class Brand Experience" durchgeführt. Können Sie uns mehr über diese Aktivität erzählen?

HP: In unserem Auditorium veranstalten wir das ganze Jahr über verschiedene Aktivitäten, um unser Team zu inspirieren und zu unterrichten, aber auch andere Menschen, die sich für unser Fachwissen interessieren. Bei dieser Masterclass ging es darum, die neuen Möglichkeiten und Einflüsse zu diskutieren, die wir im Bereich Live Communication / Brand Experience Business sehen. Ein Geschäft, das sich nach der COVID-19-Krise für immer verändern wird. Die Verschmelzung von digitalen und Live-Erlebnissen wird hier entscheidend für die Zukunft sein.

Sie sind seit 2018 Präsidentin des ADC Deutschland und waren auch schon Jurorin bei mehreren internationalen Awards. Was sind Ihre Beurteilungskriterien? Welche Eigenschaften sollte Ihrer Meinung nach eine gute Designarbeit haben?

HP: Gutes Design muss das Auge und den Verstand ansprechen. Man sieht da draußen so viele schön gestaltete Dinge. Aber welches folgt wirklich einer Idee, die unser Herz und unseren Verstand berührt? Was ist relevant und schön zugleich? Das sind die Designs, die wichtig sind und ausgezeichnet werden sollten.

Wir wissen, dass Sie als Kind gerne japanische Manga-Serien gesehen haben. Hat die orientalische Kultur also auch Ihre Schöpfung beeinflusst?

HP: Auf jeden Fall. Ich bin in Frankreich aufgewachsen und hatte die Möglichkeit, viele Manga im französischen Fernsehen zu sehen (die in Deutschland nicht ausgestrahlt wurden) - das hat mich zum Zeichnen gebracht. Schon als 7-jähriger Junge habe ich meine ersten Mangas gezeichnet. Man kann also sagen, dass ich ohne diese Einflüsse nicht der Mensch wäre, der ich heute bin. Und als Berufstätiger verbringe ich viel Zeit in Tokio - einer Stadt, die meine Vorstellung von Grafikdesign völlig verändert hat. Ich liebe diese Stadt, und ich hatte auch die Gelegenheit, Seoul in Südkorea und Peking zu besuchen. Aber ich möchte unbedingt mehr von China sehen.

Im Laufe der Jahre hat MUTABOR mehr als 500 Designpreise gewonnen, was erstaunlich ist. Hat MUTABOR einen bestimmten internen Lieferstandard? Oder haben Sie einen Standard, um zu beurteilen, ob ein Projekt gut genug ist, um an Designpreisen teilzunehmen?

HP: Wie ich bereits sagte: Wir wollen immer Projekte liefern, die gut genug sind, um Preise zu gewinnen. Das ist Teil unserer Denkweise. Die Kraft des Designs, gemischt mit der Magie der Interdisziplinarität, wird zu Spitzenleistungen führen. Daran glauben wir. (Quelle: Package & Design, 2020, Mai-Ausgabe, S. 38-49)