Lesezeit: 2 min | März 2022

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Nachruf für Prof. Peter Raacke

R.I.P. Prof. Peter Raacke (*27.09.1928 †20.03.2022)

Mit den Händen gestalten, mit ihnen etwas aus dem Rohmaterial machen: Das Handwerk war die Grundlage für Peter Raackes Entwürfe, denen er erst nach intensivster Bearbeitung sein kreatives Gütesiegel, sein "Nicken", verlieh. So präzise und fokussiert durften wir ihn in der iF-Jury kennen lernen, wo er mit seinem Fachwissen glänzte und markante Einwürfe beisteuerte. Als Teilnehmer der Starnberger Gespräche, die sich im August 2008 auf Einladung von iF der Frage "Wie viel Design verträgt das Klima?" widmeten, betonte er auch seine eigene Vorbildfunktion für junge Designer. 1928 in Hanau geboren, entwickelte sich Peter Raackes Talent, Dinge zu gestalten, etwas entstehen zu lassen, zunächst im Zeichenunterricht und dann während seiner Ausbildung zum Silber- und Goldschmied. Welch ein Zufall, dass er von 1949 bis 1961 an der Kölner Werkschule assistierte, denn die Nähe zum Besteckhaus Glaub", vor dessen Schaufenster im Laufe der Jahre unzählige Designstudenten pilgerten, um das Besteck Mono A" aus nächster Nähe zu bestaunen, ist ein Glücksfall. Denn nicht weit entfernt, in Mettmann, begann die Erfolgsgeschichte dieses Klassikers, der wie kein anderer für die konsequente Verbindung von Qualität und Produktion bei Raacke steht. Gemeinsam mit Herbert Seibel, dem Familiengesellschafter des Unternehmens, und dem Grafiker Karl Oskar Blase revolutionierte der Industriedesigner die Idee des Edelstahlbestecks.

Weg von der verschnörkelten Reminiszenz, hin zu schlichter, funktionaler Eleganz "aus dem Block", war der Mono A seiner Zeit voraus. Kaum jemand nahm 1958, dem Jahr, in dem Raacke Gründungsmitglied des VDID wurde, Notiz von dem Entwurf.

Erst mit der Verleihung des Bundespreises "Gute Form" 1973 wurde das Besteck zum ästhetischen Statement für nachfolgende Generationen, für die Ulm eine neue Gestaltungsordnung bedeutete. Raacke lehrte hier von 1963 bis 1967 und schuf 1966 mit dem "Ulmer Koffer" aus Polypropylen, in dem Tapezierwerkzeuge ihren Platz finden sollten, sogar eine moderne Vision von tragbarer "revolutionärer" Identität in der Farbe Rot.

Ihn als Tausendsassa zu bezeichnen, beschreibt die Vielfalt seines Schaffens, nicht aber die Präzision, die ihm stets zugrunde liegt. Ob Wellpappmöbel, Öfen, Büro- und Rattanmöbel, Kochtöpfe - oder das Mono A Besteck: Peter Raacke hat beobachtet, hinterfragt und geformt. Für eine befreite, natürliche Funktion der Dinge im Auge und in der Hand des Betrachters. Prof. Peter Raacke ist am 20. März 2022 im Alter von 93 Jahren verstorben. Unsere Gedanken sind bei seiner Frau, seinen Kindern, seiner Familie und seinen Freunden.


Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. R.I.P. Uwe Cremering, iF Geschäftsführer und das gesamte iF Team