Zero Waste und Mode-Design mit Shelly Xu: Wie die Herstellung von Mustern "das Muster" verändert
Zero-Waste-Pattern-Making ist kein ästhetischer Kompromiss, sondern eine Neudefinition des Gestaltungsprozesses, ermöglicht durch Technologie und getragen von einem tiefen Verständnis für Material, Schnitt und Skalierung. Unternehmerin und Tech-innovatorin Shelly Xu ist ein Profi auf diesem Gebiet!
Für den Anfang: Was ist Zero-Waste-Musterherstellung? Es gibt keine eindeutige Definition, aber die Art und Weise, wie die Designerin und Tech-Innovatorin Shelly Xu es ausdrückt und durchführt, gibt eine gute Idee, um den Prozess besser zu verstehen.
Kurz gesagt: Bei der abfallfreien Herstellung von Schnittmustern geht es darum, Abfall während des Entwurfsprozesses zu vermeiden, anstatt ihn anschließend zu reduzieren. Anstatt klassische Musterteile aus einem Rechteck aus Stoff auszuschneiden, was unweigerlich zu Abfall führt, werden die einzelnen Teile so umgestaltet, dass sie wie ein Puzzle nahtlos zusammenpassen.
iF Design USA-Geschäftsführerin Lisa Gralnek sprach mit Shelly für den XYZ-Podcast über "The Future of XYZ" - lesen Sie unten eine gekürzte Interview-Version!
Lisa: Shelly, bitte gib uns einen Einblick, was das alles wirklich bedeutet. Was heißt das praktisch und wie ist deine Arbeit?
Shelly: Zero-Waste-Musterung kann z.B. bedeuten, dass Nähte neu positioniert werden, Schnittteile zusammengelegt oder geteilt werden, Funktionen (z.B. Verstärkungen oder Bänder) aus dem Hauptmaterial selbst entwickelt werden. Das fertige Kleidungsstück sieht vertraut aus und fühlt sich auch so an, wird aber nach einer anderen Schnittlogik hergestellt. Bei der Zero-Waste-Schnittmustererstellung werden beispielsweise Nähte neu positioniert, Schnittmusterteile zusammengefügt oder geteilt und Funktionen (z. B. Verstärkungen oder Bänder) aus dem Hauptmaterial selbst entwickelt. Das fertige Kleidungsstück sieht und fühlt sich vertraut an, wird jedoch nach einer anderen Schnittlogik hergestellt. Dabei werden Schnittmusterteile entworfen, die wie ein Puzzle nahtlos zusammenpassen. Das kann bedeuten, dass Nähte anders platziert, Teile kombiniert oder neu verteilt werden. Das fertige Kleidungsstück sieht zwar vertraut aus, wird jedoch aus einem völlig neuen Schnittmuster gefertigt.
Shelly Xu, Unternehmerin und Gründerin von Shelly Xu Design (SXD)
Shelly Xu schloss ihr Studium 2021 an der Harvard Business School mit einem Master in Business Administration ab. Sie ist die Gründerin von Shelly Xu Design (SXD), einem Mode- und Technologieunternehmen, das zu 100 Prozent abfallfreie Kleidungsstücke herstellt, die weniger kosten. Bei der Marke geht es darum, kunstvolle, vielseitige und funktionelle Kleidungsstücke zu entwerfen, die nicht nur keinen Abfall produzieren, sondern auch den von der Modeindustrie hinterlassenen Abfall reduzieren. Bevor sie an die Harvard Business School ging, arbeitete Shelly bei McKinsey, Prada und Instargram.
Lisa: Welche Rolle spielt Technologie – insbesondere KI – in deiner Arbeit?
Shelly: Eine KI hilft uns, Zero-Waste-Pattern-Making skalierbar zu machen. Kleine Änderungen, etwa bei Stoffbreite oder Größen, erfordern normalerweise ein komplettes Neudenken des Schnitts. Unsere KI kann diese Anpassungen in Sekunden berechnen. So wird nachhaltiges Pattern Making nicht nur möglich, sondern auch wirtschaftlich und massentauglich.
Lisa: Was heißt das genau?
Der technologische Kern dieses Ansatzes besteht aus drei Elementen: Über viele Jahre entwickelte Zero-Waste-Schnitte wurden digitalisiert und dienen heute als hochwertige, proprietäre Trainingsdaten. Diese Datensätze bilden die Grundlage für das KI-System. Die entwickelte KI analysiert Schnittmuster nicht nur auf „Null Verschnitt“, sondern optimiert gleichzeitig mehrere Faktoren, darunter Materialeinsatz, Größenläufe (mehrere Größen auf einem Stofflayout), Effizienz und Produktionsfähigkeit. Ziel ist nicht nur Zero Waste, sondern signifikante Materialeinsparung bei gleichbleibender Designqualität.
Ein zentrales Problem von Zero-Waste-Design war bisher die mangelnde Skalierbarkeit: Schon kleine Änderungen – etwa Stoffbreite oder Größe – erforderten bisher eine komplette Neuentwicklung des Schnitts. Die KI übernimmt genau diese Arbeit und kann Schnittmuster in Sekunden neu berechnen, auf unterschiedliche Stoffbreiten und Größen reagieren und Prozesse ersetzen, die früher Wochen oder Monate dauerten.
BILDER unten (von links): Zero Jumpsuit und Folding Skirt, aus leichtem Upcycling-Stoff. Copyright: Shelly Xu Design
Lisa: Dein akademischer Weg führte dich von Politikwissenschaft und Ökonomie an der Columbia University bis zur Harvard Business School. Wie kam es trotz dieses klassischen Werdegangs zur Arbeit als Designerin und Tech-Innovatorin?
Shelly: Ich bin eigentlich Autodidaktin im Design und nähe seit meiner Kindheit. Design war immer Teil meines Lebens, auch wenn ich formal Wirtschaft und Politik studiert habe. Irgendwann wurde mir klar, dass ich genau diese unterschiedlichen Disziplinen verbinden möchte – Kreativität, Technologie, Nachhaltigkeit und Business. Diese Schnittstelle ist der Ort, an dem ich mich am meisten entfalten kann.
Lisa: Du hast unter anderem bei McKinsey, Prada, eBay und Instagram gearbeitet. Was haben dir diese Stationen für deinen heutigen Weg als Gründerin mitgegeben?
Shelly: Diese Erfahrungen haben mir ein tiefes Verständnis dafür gegeben, wie große Organisationen denken und entscheiden, und wo ihre Grenzen liegen. Ich habe gelernt, wie wichtig Skalierbarkeit, klare Prozesse und wirtschaftliche Logik sind. Gleichzeitig habe ich gesehen, wie wenig Raum es oft für grundlegende Innovation gibt. Das hat mich letztlich motiviert, selbst etwas Neues aufzubauen.
Lisa: Gab es in deiner persönlichen Geschichte einen prägenden Moment, der deine heutige Arbeit besonders beeinflusst hat?
Shelly: Ja, definitiv meine Kindheit in China. Ich bin in einer extrem kleinen Wohnung aufgewachsen, in der wir Möbel ständig umstellen mussten, um den Raum sinnvoll zu nutzen. Dadurch habe ich früh gelernt, Einschränkungen nicht als Hindernis, sondern als kreative Chance zu sehen. Dieses Denken – Innovation durch Constraint – prägt bis heute meine Arbeit und ist die Grundlage von SXD.
Lisa: Was ist deine Vision für die Zukunft des Modedesigns?
Shelly: Ich würde gerne sehen, dass unsere Methode der neue Standard wird. Nicht nur in der Mode, sondern in allen Branchen, die mit Flachmaterialien arbeiten. Wenn wir vom ersten Schnitt an effizienter gestalten, können wir enorme Mengen an Ressourcen einsparen und einen echten Beitrag zum Klimaschutz leisten